Septemberzeilen und die neue Tafelpost
Liebe Freund:innen der guten Schokolade,
so schnell vergeht der Sommer und so tapfer und geduldig habt ihr auf die Schokoladentafeln gewartet. Daher werden euch die folgenden Informationen hoffentlich besonders glücklich stimmen. Denn: da bin ich wieder.
Die Tafelpost „Aus Nachbars Manufaktur, neu kuratiert“ widmet sich erneut jenen Schokoladenmanufakturen, die sich in unmittelbarer Nähe tummeln. Das in Europa-gewachsene Handwerk der Schokoladentafeln wird portraitiert anhand von benachbarten Schokoladenmacher:innen — regional in Österreich und etwas weiter, aber gar nicht so weit weg, in Ungarn, Italien und Deutschland. Was sie auszeichnet, was sie begeistert und womit sie sich identifizieren darf als Begleittext zu ihren Schokoladentafeln mitgegeben werden.
Die Sendung umfasst vier ausgewählte Single-Origin Tafeln, eine Lektüre zum Thema, Hersteller:innen und Ursprüngen, sowie die Gebrauchsanweisung für einen freudvollen Umgang mit Schokolade fürs Verkosten und Genießen zuhause. Vorbestellungen sind über den Onlineshop sowie unter hello@tafelkuratorin.net möglich.
Erscheinungs- und Versandtermin ist der 30. September.
Und die Schokoladentafeln für die neue Saison im Standardsortiment sind auch bereits bestellt und kommen auch ab Ende September in den Onlineshop (wo es in der Zwischenzeit dennoch allerhand zu entdecken gibt).
Erfreulicherweise sind die Manufakturen gut beschäftigt mit Aufträgen, daher gibt es einige Wochen Vorlaufzeit.
Und die Termine für die Tafelrunden sind in Planung. Verkostungsthemen werden wieder die Rundreise um den Globus anhand von Kakaoursprüngen und der Blick auf das Schaffen von Frauen in der Schokolade sein. Und es wird auch einige Kooperationen geben
(Mehr Infos in den Oktoberzeilen).
Und sonst?
Es folgt jener Teil, wo ich von meinen diversen anderen Leidenschaften berichterstatte.
(Das war gar nicht so einfach, die letzten vier Monate nachzuverfolgen )
Ich war schon viel unterwegs, denn es wurde geheiratet, frisch geborene Neffen beschnuppert, auf Hochzeiten getanzt und schöne Fleckerl bereist. Der Traunsee-Urlaub war richtig kalt und richtig nass, meine Freude darüber, an diesem See ein paar Tage verbringen zu können, tat das aber keinen Abbruch Abgesehen von einem Unwetter sondergleichen am Anreisetag war es in Venetien sehr viel weniger unterkühlt: wem die Toskana touristisch zu viel und anreisetechnisch zu weit weg ist, dem kann ich eine Reise in die prächtigen Weinhügel rund um Valdobbiadene extrem empfehlen (allerdings leider nicht so sehr für jene, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind). Dort lässt es sich vorzüglich durch die Gegend tingeln und das Leben mit prickelndem Prosecco genießen Meine Leipzig-Befürwortung — präferierte Ausgangsbasis für den Eurobean-Besuch* — bleibt aufrecht, und ich geb sogar das Versprechen oben drauf, dass es dort die besten Brezeln gibt! letzte Reise-Erkenntnis des Sommers war das Kamptal, das für eine Hochzeit angesteuert wurde, und bitte wie herrlich ist diese Landschaft!
* Nach einem Jahr Schaffenspause fand das Eurobean Festival dieses Jahr wieder statt — viel größer, leider nicht mehr auf der Burg, aber die Umsetzung inmitten der Museumsausstellung war ebenso gelungen. Solche Events — von denen es in dieser Nische eh viel zu wenige gibt — sind immer ein bisschen wie ein Klassentreffen. Weit schafft man es nicht, ohne einem lieben bekannten Gesicht über den Weg zu laufen. Es gab viel zu plaudern und kosten. Ich hab richtig viel Neues entdeckt und diese Tafeln und Macher:innen werde ich in meinem Schokoladenschaffen in der Tafelpost, im Shop oder bei Verkostungen mit euch teilen.
Eins sei schon gesagt: ich hab ein paar wenige der Kahalu‘u Tafeln von Manoa Chocolate für euch mitnehmen können (die single origins von Manoa sind in Europa kaum erhältlich!). Und hier hab ich eine kleine Zusammenschau.
Im Sommer bin ich wie alle guten Menschen dem Tomaten-Appetit anheim geworden Aber mein Zucchini count, ob zerrupft und gerührt, haselnussig oder zitronig, trumpft glaube ich Die dritte Gemüse-Neigung dieses Jahr sind Fisolen, im allerbesten Fall vom Bauernmarkt in Graz, weil die Steirer:innen können Stangenbohnen einfach Die esse ich am liebsten mit Kürbiskernöl (ich habe im Sommer groß angelegte, nicht gesponserte Propaganda für jenes vom Sattlerhof gemacht, von der Familie einer lieben Kollegin, und es gibt danach keinen Weg zurück: es ist so köstlich, dass es sogar pur auf den Löffel gegossen in den Mund gesteckt wird) oder mit einem Miso-Walnuss-Dressing und ordentlich Brösel drauf. Wien hat jetzt endlich eine Tofu-(Schau)Manufaktur — die sich schlicht Wiener Tofu nennen — und man findet sie am Karmelitermarkt (Stand 65, ungefähr ggü. vom Café Einfahrt) In Gmunden hab ich ein köstliches Salzkammergut-Tartelette bei La Sonett geschmaust, eine haselnussige Augenweide mit Bad Ischler Salz-Karamell und Gmundner Milch-Creme. Auch süß, doppelt sogar: Arik und Isabella habe ich auf einer Hochzeit kennengelernt, die dort für die Süßspeisen beauftragt waren, sie führen seit knapp einem Jahr die Chez Fritz-Patisserie im Servitenviertel
So einfach ist das ja gar nicht mehr in der Podcast-Welt ein wirklich originelles Thema aufzugreifen. Der Journalistin Aylin Doğan ist das in Obsessed: Döner Papers gelungen, und verfolgt extrem sympathisch das Auftauchen des Döner-Logos, was ganz tief verwoben ist mit der Geschichte von türkischen Gastarbeiter:innen in Deutschland. Die Search Engine geht in einer Folge dem Dubai Schokoladen-Hype nach und stellt daran die wirklich bedenkliche Konsumgesellschaft auf Social Media dar. Mein Verhältnis zu Sophie Passmann ist sehr ambivalent, die Folge zu Skinnytok und Ozempic ist jedenfalls hörenswert und hat sehr wichtige Perspektiven. Die neuen Folgen von Lena Dunhams Podcast C-Word sind jetzt auch auf Spotify, und jede Episode dreht sich um eine Frau, die von der Presse und Öffentlichkeit abgekanzelt worden sind.
Meine Sommerlektüre war sehr Autorinnen-lastig. Schändlicherweise habe ich erst nun das Werk von Marlen Haushofer entdeckt und Sprache Haushofers in Die Wand war so eindringlich, dass ich tagelang von Kühen, Hunden und Wäldern geträumt hab. Im Freibad hab ich bei Gym von Verena Keßler einen derartigen Lachanfall bekommen, dass mich Gäste schief beäugt haben (wie unhöflich, freuts euch doch, wenn jemand lacht...). Die Wut, die bleibt (Mareike Fallwickl) hat auch mich nachhaltig wütend gemacht und die Themen, die aufgegriffen werden, von weiblichen Körperbildern, Carearbeit etc., beschäftigen mich anhaltend. Die liebreizende Bianca von o*books hat mir Malnata (Beatrice Salvioni) empfohlen und ich hab die Geschichte über ein unangepasstes, mit Aberglauben überhäuftes Mädchen im Italien der 30er-Jahre verschlungen. Der teilweise Wiener Autor Luca Kieser hat in Weil da war etwas im Wasser ein Sammelsurium an Weltgeschehnissen in die Geschichte eines Riesenkalmars gepackt.
Und wie so oft erlaube ich mich auch beim Bücher-Kontext darauf hinzuweisen, bitte nicht bei großen Onlinehändlern zu bestellen, sondern in die freundliche Buchhandlung ums Eck zu gehen
Irgendwie ist das Kino in den letzten Monaten recht dünn bespielt mit wirklich guten Filmen und das meiste Gesehenem war so ein Mittelmaß. Materialists ist sehr plakativ und die Protagonist serviert Pedro Pascal ab, wie unrealistisch... Genauso plakativ und wirklich dämlich war Die geschützten Männer. Auch Four Mothers, Misericordia und Wild Diamond haben sich allesamt vielversprechender angehört. Und bei Armand, das mich wegen der bezaubernden Renate Reinsve angelockt hat, war so fad, so lang und so gekünstelt wichtigtuerisch, dass ich fast rausgegangen wäre. Hervorstechen tun 28 Years Later wegen dem Soundtrack und Vermiglio wegen dem italienischen Setting. Ich drücke uns Kino-Geher:innen die Daumen für ein besseres Herbstprogramm!
In diesem Sinne ein fröhlich-vorfreudiges Hallo im Herbst von meiner Seite,
Carina